Wir sprechen nicht zufällig von Yogapraxis. Yoga ist eine Technik, die heilen kann, wenn man sie übt. Und nur dann. Dieser kleine Unterschied ist entscheidend. Schon wieder im Baum gewackelt? Egal, nur wer wackelt, lernt, welche Muskeln er braucht, um das Gleichgewicht zu halten.

Yoga ist ein Zustand, in dem einem nichts fehlt. Ein Zustand von tiefem Frieden und innerer Klarheit, der einen wappnet gegen die Ängste und Sorgen des Lebens. Diesen Zustand kann man nicht kaufen wie ein Reihenhaus, man muss dafür etwas tun. Wer nur einmal im Monat übt, wird Jahrzehnte brauchen, um diesen Zustand zu spüren. Wer dagegen regelmässig übt, wird diesen Zustand schnell spüren und sich tatsächlich nach der Praxis, idealerweise schon währenddessen, wie in einem Haus fühlen: einem lichten, aufregenden Stück Architektur, das Schutz bietet und einen sensationellen Blick auf die Welt.

Yoga ist erwiesenermaßen das beste Workout, das es gibt. Warum sonst machen so viele Leistungssportler, Schauspieler und Manager, die ihren Körper als Werkzeug oder Visitenkarte nutzen, Yoga? Weil es alle Muskeln trainiert, Herz und Lunge stärkt, das vegetative Nervensystem, den Hormonhaushalt und die Konzentrationsfähigkeit.

Die Praxis kann hart sein. Liegestützen, Handstand, Kopfstand, Bauchübungen und abenteuerliche Drehungen und Balanceübungen: Yoga ist alles andere als einfach. Aber es lohnt sich. Weil eben nicht nur der Körper geschmeidig und die Muskeln gestählt werden und die gesamte Körperspannung zunimmt, sondern auch der Geist klar und ruhig wird. Für alle Adrenalin-Junkies, die jetzt denken, hurra, genau das Richtige für mich, habe ich noch einen Tipp: Das Schwerste im Yoga ist nicht der einarmige Handstand, es ist Meditation. 

Seit ich Yoga mache, fühle ich mich besser. Insgesamt. Von Kopf bis Fuß, physisch wie psychisch. Deshalb kann ich mir ein Leben ohne Yoga nicht mehr vorstellen...

Die 11 größten Vorurteile über Yoga – und warum sie nicht stimmen

(Verwendete Quelle: yogaeasy.de)

1. Yoga, da sitzt man doch nur rum und singt OM

„Bisschen atmen, bisschen rumliegen, viel einschläferndes Blabla, Hokuspokus, 50 Euro bitte."

Nun ja. Das ist ein weit verbreitetes Stereotyp über Yoga. Doch offen gestanden ist es wie mit jedem Vorurteil: Es gibt durchaus Yogakurse und Anbieter, bei denen du genau das bekommst. 

Die Bandbreite der Yogaangebote ist riesig und der Markt vielfältig. Von Chanten der Mantras über das Ausrichten der inneren Energien bis hin zum BodyShaping im Fitnessstudio findest du das bei Yoga, was dein Herz (oder dein Kopf) begehrt. 

2. Für Yoga muss man sehr beweglich sein

Bei Yoga Figuren wie dem Hund, der Heuschrecke oder dem Sonnengruß denkst du dir: Dafür bin ich nicht beweglich genug. Falsch! Yoga passt sich dem Menschen an und nicht der Mensch dem Yoga. Das heißt, du führst die Übungen so weit aus, wie dein physischer Zustand es zulässt. Yoga ist auch etwas für Menschen mit Rücken- oder Knieproblemen oder verkürzter Muskulatur.

Beweglichkeit ist eine Frage der individuellen Anatomie und besonders des Bindegewebes, keine Charaktereigenschaft. 

Viele Menschen denken, sie seien nicht flexibel genug, um Yoga zu üben. Das ist ungefähr so, wie zu sagen, man sei zu schmutzig, um zu duschen. Denn durch die regelmäßige Yoga-Praxis verändert sich der Körper und wird mit der Zeit beweglicher. Das ist eine der großen Freuden des Yoga – zu spüren, wie irgendwann plötzlich Bewegungen möglich sind, von denen man noch vor ein paar Monaten dachte, man würde sie niemals schaffen.

Und der zweite wichtige Punkt zum Thema Beweglichkeit: Jeder Körper ist anders. Beim Yoga geht es nicht darum, jede Person in eine bestimmte Haltung zu zwingen – sondern darum, die Asana (körperliche Yoga-Übung) so anzupassen, dass sie für deinen Körper genau richtig ist. Es gibt auch Yogi:nis, die nach Jahren bestimmte Haltungen immer noch nicht schaffen (mich zum Beispiel). Und das ist auch total in Ordnung, denn das Ziel des Yoga ist keine sportliche Leistung, sondern die Verbindung von Körper und Geist.

3. Yoga ist nur etwas für schlanke, junge Frauen

Auch bei diesem Mythos geht es um das Thema "körperliche Voraussetzungen". Ohne jetzt zu weit ausholen zu wollen: Yoga ist vor rund 2500 Jahren in Indien entstanden – und zwar als spirituelle Praxis für Männer. Auch wenn es in den heutigen Yogastudios bei uns im Westen anders aussieht: Yoga war ursprünglich gar nicht für Frauen gedacht. Und wie dick oder dünn man war, stand schon mal gar nicht im Vordergrund, denn Yoga war (und ist) vor allem eine geistige Praxis.

Aber das ändert vermutlich nichts daran, dass sich viele mehrgewichtige Menschen in der Yogastunde zwischen den superschlanken, jungen Frauen nicht unbedingt wohlfühlen. Ein:e gut:e Yogalehrer:in schafft es aber, die Praxis für jede:n zugänglich zu machen. Er oder sie zeigt Varianten der Übungen, damit jede:r sie ausführen kann. Oder bietet direkt eigene Stunden an, die sich nach den Bedürfnissen von Menschen mit Körpern jenseits der Norm richten.

In Deutschland sieht man mehr Frauen in Yogakursen als Männer. Das ist aber eine Ausnahme. In den USA ist der Anteil 50/50. In Indien ist Yoga sogar eine Männerdomäne. Die meisten Yogatrainer sind Männer. Genauso wie Frauen profitieren auch Männer von der Mischung aus muskelaufbauenden und dehnenden Übungen. Liebe Männerwelt, traut euch!

4. Für Yoga muss man total ruhig und entspannt sein

Hier ist es ein bisschen so wie mit dem Schmutzigsein und der Dusche: Denn Yoga ist eine Technik, bei der es (auch) um das Zur-Ruhe-Bringen des Geistes geht. Zumindest für einen Moment das ständig leiernde Gedankenkarussell zu stoppen, ist das Ziel des Ganzen – nicht die Voraussetzung.

Viele Menschen lassen sich allerdings schnell entmutigen, wenn sie auch nach ein paar Wochen oder Monaten des regelmäßigen Übens während der Schlussentspannung nicht wirklich zur Ruhe kommen und die Gedanken weiter fröhlich Achterbahn fahren. Hier liegt ein großes Missverständnis vor. Denn es geht weniger darum, dass keine Gedanken aufkommen, als darum zu lernen, die Gedanken einfach zu beobachten und sein zu lassen.

5. Yoga machen nur esoterische Spaßbremsen

Wer nicht nur seinen Körper trainieren möchte, findet in Yoga-Schriften auch viel über den Geist, das Leben, den Tod und das Karma. Das ist aber kein Muss. Die physischen Übungen dienen rein der Stärkung der Muskulatur, der Dehnung und der Entspannung. Dabei kannst du es natürlich belassen.

Viele Leute glauben, dass alle Yogi:nis ihre Wohnung mit Räucherstäbchen und Kristallen füllen, sich ausschließlich vegan ernähren und niemals einen Schluck Alkohol anrühren. Wie bei vielen Mythen gibt es hier vermutlich einen wahren Kern. Denn natürlich gibt es Menschen, die ihr Zuhause mithilfe von Räuchern und Heilsteinen energetisch reinigen – es muss aber niemand tun. Auch die vegetarische oder vegane Ernährungsweise sowie der bewusste Konsum von Alkohol gehören für viele Yogi:nis dazu, weil sie nach dem Konzept der Gewaltlosigkeit, also "Ahimsa", leben und/oder ihre geistige Praxis so intensiver spüren können. Aber niemand wird verurteilt oder ist "schlechter" im Yoga, weil er bestimmte Dinge mag oder nicht mag.

Yoga ist in erster Linie eine spirituelle Praxis, um Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Dazu gibt es ein großes Potpourri an unterschiedlichen Stilen, Techniken und Lehren. Für die/den eine:n oder andere:n mag eine eher asketische Lebensweise besser funktionieren. Jemand, der mit Räucherstäbchen und dem Singen von Mantras absolut nichts anfangen kann, kann sich aber genauso gut die Bestandteile der Yoga-Praxis aussuchen, die ihm/ihr guttun.

6. Yoga ist ein Sport

Und hier haben wir das andere Ende des Spektrums. So wie Yoga in vielen Studios in der westlichen Welt gelehrt wird, sehen viele Menschen es einfach als Work-out. Yoga ist aber definitiv mehr als eine Sportart. Denn tatsächlich waren die körperlichen Yoga-Übungen ursprünglich nur dazu gedacht, den Körper auf das lange Sitzen während der Meditation vorzubereiten. Die wirkliche Praxis ist also eine geistige, und der physische Part ist nur ein weiteres Werkzeug, um den Geist zu trainieren.

Das heißt natürlich nicht, dass es falsch ist, wenn jemand "nur" die Asanas, also die Körper-Übungen, praktiziert. Schließlich ist Yoga sehr gut für den Rücken und kann präventiv bei vielen Krankheiten wirken. Aber man sollte dabei nicht vergessen, wo die Wurzeln des Yoga liegen, und die Praxis mit Achtsamkeit angehen – sowohl für den spirituellen und philosophischen Unterbau als auch für den eigenen Körper und dessen Grenzen.

7. Ich würde ja gerne zu Yoga gehen, aber ich bin viel zu unbeweglich / zu dick / zu träge / zu gestresst / zu nervös ….

Und ich bin zu müde, um mich schlafen zu legen.

8. Du machst doch Yoga. Sag mir mal, wie ich meine Rückenschmerzen wegbekomme.

Ich stelle dir gerne ein paar Übungen zusammen, die dir helfen können, deine Schmerzen zu lindern. Doch das wird nicht in 2 Minuten erledigt sein und du musst selber was dafür tun. Einfach nur einen Tipp bekommen, den einmal machen und für immer schmerzfrei sein – das funktioniert nicht. Sorry.

9. Ich habe gehört, Yoga ist gar nicht so gesund für …!

Zu viel essen und sich einseitig ernähren auch nicht. Zu lange liegen oder sitzen ebenso nicht. Zu viel Wasser trinken ist ungesund. Autofahren kann tödlich sein.

Ergo: Du sollest aufpassen bei dem, was du machst. Wenn du Yoga achtsam praktizierst, dabei auf dich und deinen Körper hörst und einen gut ausgebildeten Yogalehrenden hast, der auf deine individuellen Bedürfnisse eingehen kann, dann steht deiner gesunden Yogapraxis nicht viel im Wege.

10. Yoga ist ein Hype. Das geht wieder vorbei.

Der philosophische Teil des Yoga ist mehrere Jahrtausende alt, der körperliche mehrere Jahrhunderte. Das muss Zumba erst einmal nachmachen.

Yoga ist in der Tat auf recht hohem Niveau nachgefragt. Doch solange es gut tut und sich die Menschen damit besser fühlen, gibt es keinen Grund, den Untergang der Yogakultur zu beschwören.

11. Yoga macht dich doch zu einem Gutmenschen!

Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ein wenig hoffe ich es schon.